In Memoriam
Dr. med. Heidi-Annemarie Pechmann (13.10.1944 - 30.11.2024)
Unser Mitglied Dr. Heidi-Annemarie Pechmann war zusammen mit Ihrem Mann Michael der Novalis-Gesellschaft von Beginn an auf das Engste verbunden.
Jörg Kowalski erinnert sich:
Sie und ihr Mann waren unter den ersten Aktivistinnen und Aktivisten in
Wiederstedt. Viele von uns lernten sie Mitte der 80ziger Jahre bei der Rettung des Schlosses
kennen. Während wir bauten, kamen durch sie Künstler und Schauspieler zu den
Jugendlichen ins Schloss.
Frau Dr. Pechmann war anthroposophische Kinderärztin. Sie gehörte zu den Gründungsmitgliedern der ING.
Ihre gelassene und vermittelnde Art machte sie zu einem Ankerpunkt unserer Gesellschaft. Sie war ein beeindruckend bescheidener, offener und zugewandter Mensch.
Dem Ehepaar Pechmann verdankt die ING viele der Anthroposophischen Mitglieder.
Ihr Mann, Michael Pechmann, war lange Präsidiumsmitglied der ING und zuletzt Vorsitzender des Novalis-Taufkirchen-Trägervereins, dessen Wirken ohne Frau Dr. Pechmann als stille Inspiratorin und Unterstützerin im Hintergrund undenkbar war.
Ein besonderer Verdienst des Ehepaars Pechmann war die Umbenennung der Diakonie im Schloss Grüningen, in dem die erste Verlobte Novalis‘ Sophie von Kühn (1782-1797) bis zu ihrem frühen Tode lebte, in Novalisdiakonie und die Initiierung der Novalisritts in Grüningen.
Besonders hervorzuheben ist auch der Einsatz von Frau Dr. Heidi Pechmann für die Neuverlegung der gusseisernen Grabplatte der Mutter Friedrich von Hardenbergs anlässlich seines 250. Geburtstages im Mai 2022. Frau Dr. Pechmann hatte intensiv zur Biographie von Bernhardine Auguste Freifrau von Hardenberg, geb. von Bölzig, und zur Geschichte der als verschollen geglaubten Grabplatte recherchiert und die aufwendigen Vorarbeiten für die Erstellung einer gusseisernen Kopie vorangetrieben. Unvergessen auch ihre Vorträge bei der Feier am Grab und anschließend im Novalis-Schloss anlässlich der Neuverlegung der Grabplatte.
Das Ehepaar Pechmann hat über Jahrzehnte tatkräftig mitgewirkt, dass die Novalis-Tradition mit verschiedensten Initiativen lebendig gestaltet werden konnte. Die Novalis-Gesellschaft und mit ihr alle, die sich Novalis verbunden fühlen, verlieren mit ihr eine ihrer beharrlichsten und wichtigsten Mitstreiterinnen.
Wir werden Frau Dr. Heidi Pechmann als Novalis-Botschafterin mit ihrer ruhigen und zugewandten Beharrlichkeit in Erinnerung und unseren Herzen behalten.
Die neu verlegte Grabplatte von Novalis Mutter
auf dem Friedhof in Oberwiederstedt
„Sie leben Ihm Alle“ - Lucas. Cap20. Vers 38.: Gott aber ist nicht ein Gott von Toten, sondern von Lebendigen; denn für ihn sind alle lebendig.
Auf dem alten Friedhof der Novalis-Taufkirche in Wiederstedt wurde die Grabplatte auf dem Grab von Novalis` Mutter wieder eingesetzt. Der Anlass dafür war ein Gespräch zwischen Detmar von Hardenberg, einem Ur-Ur Enkel von Novalis` Bruder Anton, und Michael Pechmann bei einem Blick vom Kirchturm herunter auf den Friedhof. Detmar von Hardenberg sagte damals, dass es doch schade sei, dass die Grabplatte als Museumsstück noch vorhanden sei und nicht das Grab der Mutter bezeichnet. Als die Zeit verflossen war, ist es am 29.April 2022 nun soweit, dass ein Nachguss in einer Gießerei in Dingelstädt gefertigt wurde und vom Kuratorium „ Novalis –Geburtshaus Schloss Oberwiederstedt“ e.V. durch Hans Morcinietz, Frank Morcinietz, Michael Pechmann und Herbert Eckardt in die Mitte des großen Steinkreuzes wieder eingesetzt werden konnte. Es war ein schöner, sonniger Tag und Beate Müller schmückte das Grab mit einem blühenden Kirschzweig .
Die Eisengussplatte auf dem Grab der Mutter von Novalis, auf dem alten Kirchhof bei der hardenbergschen Grablege mit dem hellen großen Kreuz bei der Taufkirche in Wiederstedt erzählt nun so ihre Geschichte:
Im Jahre 1978 wurde die Kirche aufgelassen und nicht mehr zu kultischen Handlungen benutzt. Eine zweite, kleinere Kirche im Dorf gab der kleiner werdenden Gemeinde Raum für ihren religiösen Bedarf.
Zu Novalis Zeiten gehörte es zum selbstverständlichen Leben, sich an jedem Sonntag mit dem geistig-religiösen Urgrund des Lebens zu verbinden und am Gottesdienst teilzunehmen.
Als die Novalis-Taufkirche aufgelassen war, verfiel sie und wurde ausgeräumt. Auch die Grabplatte auf dem Grab bei der Kirche fand einen Interessenten und verschwand. Hans-Joachim Morcinietz erzählte, dass sie beim Spielen als Kinder am Friedhofsrand diese runde Eisenplatte gefunden haben. Ihr Vater sagte, dass es am besten sei, sie zum Pfarrer zu bringen und die Kinder luden die schwere Platte auf ihr Wägelchen und brachten sie hin. Der damalige Pfarrer Richard Schröder gab die Platte bei Gelegenheit an die Familie von Hardenberg.
Als nun lange Zeit vergangen war, die Vertreibung der Familie von Hardenberg 1945 schon zur Geschichte gehörte und seit 1989, nach der Wende, sich wieder ein normales Verhältnis zu dem alten Schloss mit dem Park, mit der Novalis Taufkirche und dem Kornspeicher, mit dem Klostergarten und den Resten der Nonnenscheune langsam entwickeln konnte, brachte Detmar von Hardenberg die Grabplatte wieder zurück nach Wiederstedt. Seitdem ist sie im Schlossmuseum.
Fünf Namen sind mit ihren Lebensdaten auf der Grabplatte genannt:
Wenn wir uns fragen, wer hat die Grabplatte damals in Auftrag gegeben, so kommt wahrscheinlich die Ehefrau von Anton in Frage:
Anna Magdalena Margarethe geb. v. Witzleben geb. 16.Okt.1783 – gst.14.Sep.1857
Dafür spricht auch, dass die früh verstorbenen Zwillinge von Anton und der jüngste Sohn Hans von Auguste Bernhardine auf der Grabplatte benannt sind. Hans ist der jüngste Bruder von Anton gewesen und war im Dez.1816 mit 21 Jahren gestorben.
Nach Antons Tod 1825 lebte von seinen 11 Geschwistern keines mehr und seine Eltern waren auch schon gestorben.
Vater: Heinrich Ulrich Erasmus von Hardenberg geb. 9.Jan.1738. Er starb am 3.April 1814 im Alter von 76 Jahren. Mutter Auguste Bernhardine von Hardenberg, geb. von Bölzig, geb. 6. Okt. 1740 (laut Genealogie der Familie v. Hardenberg geb.1749) und sie starb am 6. März 1818.
Die Familie v. Hardenberg ist erstmalig 1139 urkundlich erwähnt. In diese weitverzweigte Familie wurde Novalis am 2.Mai 1772 in Wiederstedt geboren.
Herr Dr. Grieshaber hat uns gefragt, ob der Trägerverein mit dem Kuratorium eine Informationsstehle am Grab der Mutter aufstellen könnte. Michael meint, dass es wichtig ist, die Grablege der Familie von Hardenberg mit dem hohen weißen Kreuz wieder in die Aufmerksamkeit zu bringen. Vielleicht mit einer Gussplatte an den Sockel? Denn Detmar v. Hardenberg und sein Bruder Hans Christian v. Hardenberg haben mit der Rückgabe des kulturellen Erbes des ehemaligen Schlosses an das durch die Wiederstedter gerettete Schloss eine wesentliche Brücke geschlagen zwischen den Verletzungen der Vergangenheit und der Bedeutung des Ortes Wiederstedt heute.
Die ursprüngliche Graugusstafel, die Vorlage für den Nachguss liegt im Archiv vom Schloss Oberwiederstedt.
Von den Ur-Ur-Ur- Enkeln von Bernhardine, Detmar und Hans Christian machten es möglich, dass der Blick auf die Familie von Hardenberg wieder freier wird als es in den letzten 77 Jahren möglich war.
Heidi Pechmann - 24.Mai 2022
Internationale Novalis Gesellschaft e.V.
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